Atemnot – kurz- oder langfristig – muss als mögliches Alarmsignal für schwerwiegende pneumologische Erkrankungen wie Lungenembolie und Lungenhochdruck immer ernst genommen werden.
Lungenembolie und Lungenhochdruck sind schwere Erkrankungen, die die Lebenserwartung beträchtlich verringern können – wenn sie nicht rechtzeitig und ausreichend behandelt werden. Für beide typisch ist das Auftreten von Atemnot. Während eine Lungenembolie meist dramatisch verläuft – plötzliche Atemnot vergesellschaftet mit Brustschmerzen, blutigem Husten, Schwindel, Benommenheit und Herzrasen – und die Notwendigkeit einer sofortigen notfallmedizinischen Versorgung auch Laien sofort klar ist, entwickelt sich langfristige Atemnot meist schleichend und wird oft lange als harmlos abgetan. Sie kann aber auf das Vorliegen von Lungenhochdruck hinweisen und gehört daher unbedingt medizinisch abgeklärt. Im Rahmen der 48. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie, ÖGP, die von 26. bis 28. September in der Wiener Hofburg stattfand, wies ÖGP-Past-Präsident Gabor Kovacs auf die Gefährlichkeit und Wichtigkeit des Alarmsignals Atemnot hin.
Leitsymptom akute Atemnot – Gefahr einer Lungenembolie
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Ass.-Prof. Dr. Gabor Kovacs, PhD, ÖGP-Past-Präsident |
Eine Lungenembolie entsteht durch den Verschluss einer Lungenarterie, nachdem ein Blutgerinnsel aus dem Körperkreislauf in die Lunge gelangt ist. In über 90% tritt diese in Folge einer tiefen Beinthrombose auf.
„Eine Lungenembolie führt meist zu plötzlich auftretender Atemnot, Schmerzen in der Brust, Husten und in manchen Fällen sogar Bluthusten. Große Embolien können zu Herzversagen und leider immer wieder auch zum Tod führen. Beim plötzlichen Auftreten solcher Symptome muss daher unbedingt auch an eine Lungenembolie gedacht werden! Denn eine rechtzeitig eingeleitete Diagnose und Therapie kann Leben retten“, erläuterte ÖGP-Past-Präsident Ass.-Prof. Dr. Gabor Kovacs, PhD, stellvertretender Leiter der Klinischen Abteilung für Pneumologie an der Universitätsklinik der medizinischen Universität Graz.
Leitsymptom schleichende Atemnot
Während die Atemnot bei einer Lungenembolie zumeist plötzlich, von einer Minute auf die andere, auftritt, und Hinweis auf eine akute Lungenembolie ist, kann Atemnot, die sich über Jahre hindurch entwickelt und immer massiver wird, Alarmsignal für eine Vielzahl von Erkrankungen sein.
Kovacs: „Typisch ist, dass eine beginnende Atemnot in vielen Fällen bagatellisiert und nicht ernst genommen wird. So kann sie sich über die Jahre hinweg schleichend entwickeln, aber irgendwann merken die Patient*innen: Ich kann meinen Freizeitbeschäftigungen wie z.B. Wandern nicht mehr nachgehen, schon Spaziergänge in der Ebene strengen mich an. Durch meine Atemnot bin ich so eingeschränkt, dass ich jegliche körperliche Anstrengung vermeide und nicht einmal gerne mit der Familie oder mit Freund*innen etwas unternehme. In diesen Fällen sind sehr häufig Herz- und Lungenkrankheiten die Ursache.“
Zu den infrage kommenden Lungenkrankheiten zählen Atemwegs- oder Lungengewebekrankheiten, aber langfristige Atemnot kann auch auf Erkrankungen der Lungengefäße, wie Lungenhochdruck hinweisen. Neuesten Schätzungen zufolge liegt bei mindestens 1% der Bevölkerung Lungenhochdruck vor.
Lungenhochdruck – was ist das?
„Durch krankhafte Prozesse kann es zu Umbauten in der Wand der Lungengefäße kommen, mit der Folge, dass das das Blut nicht mehr ungehindert fließen kann. Dadurch muss das Herz mehr arbeiten und der Blutdruck erhöht sich. Wenn der Blutdruck in den Lungenarterien dauerhaft erhöht ist, spricht man von Lungenhochdruck oder pulmonaler Hypertonie (PH). Dieser Zustand kann den rechten Teil des Herzens, der das Blut in die Lunge pumpt, schädigen und zu einem rechtsseitigen Herzversagen führen, das tödlich enden kann“, führte Kovacs aus.
Lungenhochdruck ist oft mit einer bestehenden Herz- oder Lungenkrankheit verbunden, kann aber auch als Spätfolge einer Lungenembolie oder als eigene Erkrankung der Lungengefäße auftreten.
Frühzeitige Diagnostik ist die beste Prävention
Um dem Fortschreiten einer pulmonalen Hypertonie vorzubeugen, ist es daher wichtig, diese möglichst frühzeitig zu erkennen bzw. die Krankheit zu identifizieren, die dazu führt, und diese entsprechend frühzeitig zu behandeln. Lungenhochdruck wird aber oft erst spät erkannt. „Denn die Diagnostik und Therapie des Lungenhochdrucks sind aufgrund der vielen verschiedenen möglichen Ursachen ausgesprochen komplex“, so Lungenhochdruckspezialist Kovacs.
Patient*innen mit Lungenhochdruck sollten in spezialisierten Zentren mit individuellen Behandlungsstrategien versorgt und von multidisziplinären Teams betreut werden. „Tritt bei bestehender Lungen- oder Herzkrankheit Atemnot auf und ist diese nicht durch die Grunderkrankung erklärbar, muss immer an Lungenhochdruck gedacht und dementsprechend ge- und behandelt werden“, betonte Kovacs.
Lungenhochdruck – was ist neu?
Im Sommer 2024 fand die 7. Weltkonferenz für Lungenhochdruck statt. Die wichtigsten aktuellen Erkenntnisse wurden vor kurzem veröffentlicht und im Rahmen der 48. Jahrestagung der ÖGP intensiv diskutiert.
Gerade im Bereich der medikamentösen Behandlung des Lungenhochdrucks hat sich in den letzten Jahren enorm viel getan. Kovacs zusammenfassend: „Wir gewinnen laufend neue Erkenntnisse hinsichtlich der Mechanismen und möglichen Auslöser dieser komplexen, lebensbedrohlichen Erkrankung. Für die Patient*innen, für die es vor 25 Jahren noch keine ursächliche Therapie gab, steht mittlerweile eine große Zahl von Medikamenten mit unterschiedlichen Wirkmechanismen zur Verfügung. Das neueste Medikament, ein sogenannter ‚Activin-signalling Inhibitor‘, wurde erst im letzten Monat in Europa zugelassen und wir hoffen, dass dieser Wirkstoff zur weiteren Verbesserung der Symptome, des Überlebens und der Lebensqualität von Patient*innen mit Lungenhochdruck führen wird.“
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