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      Weniger Tuberkulose-Erkrankungen in Österreich trotz starker Zunahme an Asylsuchenden  
       
 
 
 

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Tuberkulose-Station Severin im Wiener Otto-Wagner-Spital zur Therapie resistenter Tuberkulose eröffnet

Tuberkulose ist eine der häufigsten und auch gefährlichsten Infektionserkrankungen, an der jährlich weltweit etwa 10 Mio. Menschen erkranken und mehr als 1,5 Mio. sterben. Um daran zu erinnern, welche Bedrohung diese Erkrankung darstellt, findet jährlich am 24. März der Welttuberkulosetag statt. Die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) nahm den bevorstehenden Welttuberkulosetag und die Neueröffnung der Tuberkulosestation Severin für resistente Tuberkulose im Otto-Wagner-Spital in Wien zum Anlass, im Rahmen einer Pressekonferenz die Situation der Tuberkulose in Österreich näher zu beleuchten.

Trotz signifikanter Zunahme an Asylsuchenden weniger Tuberkulose-Fälle in Österreich

PD. Dr. Mag. Alexander Indra, Institutsleiter des AGES-Instituts für medizinische Mikrobiologie und Hygiene
PD. Dr. Mag. Alexander Indra, Institutsleiter des AGES-Instituts für medizinische Mikrobiologie und Hygiene

Über die Situation in Österreich hatte PD. Dr. Mag. Alexander Indra, Institutsleiter des AGES-Instituts für medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Positives zu berichten: „In Österreich ist die Anzahl an jährlichen Neuerkrankungen von 1.007 Fällen im Jahr 2005 auf 575 im Jahr 2015 gesunken, den bisher niedrigsten jemals für Österreich erfassten Wert.“ Und Indra weiter – im Hinblick auf die von verschiedenen Seiten geäußerten Befürchtungen, vermehrte Migration und Flüchtlingsströme könnten zu einer Ausbreitung der Tuberkulose in Österreich führen: „Die Meldedaten zeigen auch, dass trotz der signifikanten Zunahme an Asylsuchenden – 88.000 im Jahr 2015 – sogar ein geringer Rückgang der Tuberkulose-Fallzahlen zum Vergleichsjahr 2014 festgestellt werden konnte: Den 582 Neuerkrankungen im Jahr 2014 stehen 575 Neuerkrankungen im Jahr 2015 gegenüber."

Resistente Tuberkulose im Vormarsch

Prim. Univ.-Prof. Dr. Meinhard Kneussl, Vorstand der 2. Medizinischen Abteilung mit Pneumologie, Wilhelminenspital Wien, Medizinische Universität Wien und Präsident der ÖGP
Prim. Univ.-Prof. Dr. Meinhard Kneussl, Vorstand der 2. Medizinischen Abteilung mit Pneumologie, Wilhelminenspital Wien, Medizinische Universität Wien und Präsident der ÖGP

Prim. Univ.-Prof. Dr. Meinhard Kneussl, Vorstand der 2. Medizinischen Abteilung mit Pneumologie, Wilhelminenspital Wien, Medizinische Universität Wien und Präsident der ÖGP, erläuterte, dass auch die weltweiten Erkrankungsraten seit wenigen Jahren rückläufig (1,5 %) sind. Allerdings, so Kneussl, „stellen immer häufiger diagnostizierte Erkrankungen mit resistenten Keimen eine besondere Bedrohung für diese Patienten* dar. Eine Heilung ist im internationalen Schnitt bei weniger als der Hälfte der Patienten möglich.“

Hintergrund dazu ist, dass die Therapie der Tuberkulose, wenn sie konsequent durchgeführt wird, in etwa 95% der Fälle erfolgreich ist. Resistenzen können aber entstehen, so OA Dr. Rudolf Rumetshofer, Tuberkulosestation Severin, Otto Wagner Spital der Stadt Wien, „wenn Tuberkulose-Patienten nicht adäquat behandelt werden, sei es, weil die Therapie falsch durchgeführt oder abgebrochen wird. Die Therapie muss dann wesentlich erweitert werden, die dafür benötigten Medikamente sind teuer und haben ausgeprägte Nebenwirkungen.“ Rumetshofer betonte, dass „in Österreich alle erforderlichen Medikamente zur Verfügung stehen und in speziellen Zentren verabreicht werden.“

Die Tuberkulose-Station Severin im Otto-Wagner-Spital

Tuberkulosestation Severin für resistente Tuberkulose im Otto-Wagner-Spital
Tuberkulosestation Severin für resistente Tuberkulose im Otto-Wagner-Spital

In Wien wird die Therapie resistenter Tuberkulose im Otto-Wagner-Spital an der neu adaptierten Tuberkulose-Station Severin durchgeführt. Der Patient erhält eine auf seine Resistenzen zugeschnittene Therapie, die aus der Kombination von mehreren Medikamenten besteht und bis zu zwei Jahre dauert.

Um die Übertragung der Tuberkulose zu verhindern, verfügt die Tuberkulosestation Severin über spezielle Infektionsschutzmaßnahmen, die in Kombination mit regelmäßigen Kontrolluntersuchungen des Personals maximale Sicherheit im Umgang mit den Patienten gewährleisten. Erst wenn der Patient nicht mehr ansteckend ist, kann er das Krankenhaus verlassen und die Therapie ambulant fortsetzen. Im Otto-Wagner-Spital wurden bisher 120 Patienten mit multiresistenter Tuberkulose behandelt, in rund 85% der Fälle war die Therapie erfolgreich.

Überwachung

Tuberkulose ist weltweit eine Erkrankung der Armen, der Kriegsopfer, der MigrantInnen und Flüchtlinge. Durch die Unterbringung von Flüchtlingen in Massenquartieren kann Tuberkulose leichter übertragen werden und aufgrund der beschwerlichen Lebensumstände auch leichter ausbrechen. Aus diesem Grund werden diese Menschen konsequent untersucht und im Falle einer Erkrankung sofort behandelt.

Alle Tuberkulosefälle sind meldepflichtig. Seitens der Gesundheitsämter werden Erkrankungsfälle bis zum Ende der Therapie überwacht. Es werden zusätzlich Umgebungsuntersuchungen durchgeführt, um weitere Infektionen im Umfeld der Erkrankten zu erkennen.

Österreichische Gesellschaft für Pneumologie kooperiert fachübergreifend und international

Kneussl betonte die Bedeutung des Austausches und der Zusammenarbeit für die erfolgreiche Bekämpfung der Tuberkulose: „Die Behandlung der Tuberkulose wird in Österreich überwiegend von Lungenfachärzten durchgeführt. Da Tuberkulose nicht nur in der Lunge, sondern in allen Organen vorkommen kann, arbeiten Mitglieder der ÖGP mit den verschiedensten Fachgruppen zusammen und pflegen einen regen Austausch bei Fortbildungsveranstaltungen.“ Kneussl weiter: „Aus Sicht der ÖGP ist dies besonders wichtig, weil durch das immer seltenere Auftreten der Erkrankung die Expertise bei immer weniger Spezialisten konzentriert ist.“ Die ÖGP steht daher auch in intensivem wissenschaftlichen Kontakt mit Zentren wie dem Forschungszentrum in Borstel (bei Hamburg) und dem Klinikum Heckeshorn in Berlin.

Wiener Modell als Vorbild

OA Dr. Rudolf Rumetshofer, Tuberkulosestation Severin, Otto Wagner Spital der Stadt Wien
OA Dr. Rudolf Rumetshofer, Tuberkulosestation Severin, Otto Wagner Spital der Stadt Wien

In Wien besteht in der Betreuung der Tuberkulosekranken ein besonders reger Austausch zwischen den Lungenabteilungen, den Lungenfachärztinnen und -ärzten und dem Gesundheitsamt. „Die Erfolge dieser konsequenten Zusammenarbeit haben als ‚Wiener Modell‘ auch international bereits Beachtung gefunden“, so Rumetshofer. Das Wiener Modell beinhaltet bereits unmittelbar nach der Diagnose eine umfassende Betreuung, an der neben ärztlichem und Pflegepersonal auch Sozialarbeit, Physio- und Ergotherapie, psychologische Betreuung und Diätologie eingebunden werden. Die Rate erfolgreich beendeter Therapien kann damit deutlich verbessert werden.

AGES erfasst jeden einzelnen Fall von Tuberkulose in Österreich

Eine Schlüsselrolle bei der Tuberkulosebekämpfung übernimmt die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) ein, die als Nationale Referenzzentrale für Tuberkulose in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Gesundheit, den Behörden in den Bundesländern, Spitälern, niedergelassenen Ärzten und Betreuungseinrichtungen jeden einzelnen Fall von Tuberkulose erfasst und bis zur Beendigung der Therapie labordiagnostisch und epidemiologisch verfolgt.

Tuberkulosebekämpfung in Österreich äußerst erfolgreich

Indra erläuterte: „Ziel ist es unter anderem, Krankheitshäufungen zu erkennen und Übertragungswege abzuklären. Die erhaltenen Daten werden den lokalen Gesundheitsbehörden zur Verfügung gestellt, die alle Puzzlesteine zum Zweck der Ausbruchsabklärung und Infektkettenverfolgung zusammensetzen.“ Der kontinuierliche Rückgang der Tuberkulose in Österreich und die im internationalen Vergleich hohe Therapieerfolgsrate bei multiresistenter Tuberkulose belegen die erfolgreiche österreichische Tuberkulosebekämpfung.

Next-Generation-DNA-Sequenzierung liefert schnell wertvolle Erkenntnisse

Seit 2015 kommt an der Nationalen Referenzzentrale für Tuberkulose in Wien auch die Next-Generation-DNA-Sequenzierung zum Einsatz. Bei der Next-Generation-Sequenzierung werden nicht nur kleine Teile der Bakterien-DNA analysiert, sondern binnen kürzester Zeit die gesamte Erbsubstanz. „Dies ermöglicht nicht nur eine effizientere Ausbruchsabklärung, sondern auch das schnelle Erkennen von Antibiotikaresistenzen, was bislang nur mittels langwieriger Erregeranzüchtung möglich war“, so Indra. Die AGES- Referenzzentrale analysiert seit 2016 alle Erreger-Isolate routinemäßig mittels Next-Generation-Sequenzierung.

Resümee

Tuberkulose ist eine heilbare Infektionskrankheit. Die Gefahr besteht darin, dass Therapiefehler die Entwicklung resistenter Tuberkulosebakterien begünstigen. Schlecht oder unzureichend behandelte Tuberkulosepatienten stellen eine Gefahr für alle Menschen dar, denen sie begegnen. Mit der neu eröffneten Tuberkulosestation Severin steht eine hochmoderne, effektive Einrichtung zur Behandlung von resistenter Tuberkulose zur Verfügung.

* Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde im Text auf eine gendergerechte Schreibweise verzichtet. Sofern nicht anders vermerkt, gelten alle Bezeichnungen sowohl für Frauen als auch für Männer.

Texte und Fotos zum Download

Presseaussendung Tuberkulose
Summary Dr. Alexander Indra
Summary Prim. Univ.-Prof. Dr. Meinhard Kneussl
Summary OA Dr. Rudolf Rumetshofer
Curricula Vitae

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Rückfragen Presse

Barbara Urban und Mag. Harald Schenk,
Urban & Schenk medical media consulting

Barbara Urban:
0664/41 69 4 59, barbara.urban@medical-media-consulting.at

Mag. Harald Schenk:
0664/160 75 99, harald.schenk@medical-media-consulting.at


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