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ExpertInnen warnen: Brustkrebspatientinnen gefährden sich selbst durch unzureichendes Einhalten der Therapie

 
       
 
 
 

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Wien, 30. September 2009

Untersuchungen1 zeigen, dass im vierten Therapiejahr nur noch 50% der Brustkrebspatientinnen ihre Medikamente so einnehmen, wie sie verschrieben wurden. Der stärkste Rückgang wurde schon innerhalb der ersten vier Monate beobachtet, nach zwei Jahren nahmen nur mehr 61% der Patientinnen ihr Medikament ein. Zahlen, die ExpertInnen alarmieren. Denn während die modernen Brustkrebstherapien immer effektiver werden, scheint der optimale Therapieerfolg nun durch mangelnde Compliance (Therapietreue) gefährdet zu sein: Die besten Medikamente können nicht helfen, wenn sie nicht oder nicht richtig eingenommen werden. Im Rahmen einer Pressekonferenz informierten führende ExpertInnen über den besorgniserregenden Ist-Zustand und diskutierten mögliche Gründe und erste Ansätze zur Verbesserung der Therapietreue.

Moderne Brustkrebstherapie rettet Leben

Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant
Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant

Die Brustkrebstherapie hat in den letzten Jahren und Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht. Einen wichtigen Stellwert nimmt dabei die sogenannte adjuvante Therapie ein. Sie soll nach der operativen Entfernung des Tumors das Rückfalls- und Metastasierungsrisiko minimieren. Um optimal wirken zu können, muss diese medikamentöse Therapie allerdings über mehrere Jahre hindurch eingenommen werden.

„Der Erfolg dieser Behandlung“, so Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant, Präsident der ABCSG – Austrian Breast & Colorectal Cancer Study Group, „hängt somit auch wesentlich von der Compliance ab. Die modernen Präparate können nur wirken, wenn sie tatsächlich eingenommen werden. In der klinischen Praxis zeigt sich jedoch, dass das konsequente ‚Durchhalten’ der Therapie in den ersten fünf Jahren bei einer überraschend hohen Anzahl von Patientinnen ein massives Problem darstellt.“

Therapie wird überraschend oft nicht durchgehalten

Univ.-Prof. Dr. Günther Steger
Univ.-Prof. Dr. Günther Steger

Überraschenderweise gibt es also auch in der Onkologie ein Compliance-Problem wie bei chronischen Erkrankungen. Univ.-Prof. Dr. Günther Steger, Onkologe an der Universitätsklinik für Innere Medizin und Programmdirektor für Adjuvante Therapie an der Medizinischen Universität Wien: „In einer aktuellen Auswertung2 wurden Daten von 12.000 Patientinnen aus drei amerikanischen Gesundheitsdatenbanken untersucht. Ungefähr 1 von 4 Frauen mit frühem Brustkrebs nimmt während des ersten Jahres der adjuvanten Therapie ihre Medikamente nicht wie verschrieben ein. In den ersten vier Monaten ist der größte Anstieg an Non-Compliance-Fällen zu verzeichnen. Nach drei Jahren sind es bereits 2 von 4 Frauen, die die Therapie nicht mehr fortsetzen.“ Die niedrigste Compliance zeigten junge Patientinnen. Diese Zahlen sind deswegen so relevant, da nicht bzw. nicht richtig eingenommene Medikamente den langfristigen Therapieerfolg stark beeinträchtigen können.

Therapietreue zahlt sich aus

Prof. Gnant: „Eine rezente Studie aus Schottland3 zeigt, wie sehr es sich für Patientinnen ’auszahlt’, bei der verschriebenen Therapie zu bleiben: Von 2.080 untersuchten Patientinnen löste gegen Ende der fünfjährigen Therapiedauer nur mehr knapp die Hälfte die Rezepte für die Hormontherapie ein. Im Durchschnitt betrug damit die Therapiedauer nur knapp zweieinhalb statt der geplanten fünf Jahre. In dieser Untersuchung zeigte sich eindeutig, dass jene Patientinnen, die ihre Medikamente über eine längere Zeit einnahmen, auch tatsächlich länger lebten.“

Compliance und Adherence

„Der Grad der Compliance, mit dem sich eine Patientin über einen bestimmten Zeitraum an die vorgeschriebene Dosis, die Einnahmezeitpunkte und -häufigkeiten hält, wird in Prozent angegeben“, so Prof. Steger. Beträgt die Therapietreue über 80%, wird eine Patientin als „compliant“ bezeichnet, beträgt sie unter 20 % gilt sie als „non-compliant“.

Ein weiterer wichtiger Begriff ist die „Adherence“ oder „Adhärenz", mit der die Einhaltung der gemeinsam von Patient und Arzt gesetzten Therapieziele bezeichnet wird. Sowohl für Compliance als auch Adherence ist die Arzt-Patienten-Beziehung von größter Wichtigkeit.

Information und gute Arzt-Patientinnen-Kommunikation extrem wichtig

Univ.-Prof.in Dr.in Barbara Sperner-Unterweger
Univ.-Prof.in Dr.in Barbara Sperner-Unterweger

Doch was sind die möglichen Gründe für die mangelnde Bereitschaft, die Therapie wie verordnet einzuhalten und das gemeinsam gesetzte Therapieziel zu erreichen? Hier wird immer wieder die Nebenwirkungsproblematik ins Treffen geführt. Patientinnen, die sich eigentlich schon wieder gesund fühlen, werden durch die Einnahme der Medikamente und dadurch eventuell auftretende unangenehme Nebenwirkungen der Medikamente an die Krankheit erinnert bzw. in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt. Univ.-Prof.in Dr.in Barbara Sperner-Unterweger von der Universitätsklinik für Biologische Psychiatrie, Universität Innsbruck: “Obwohl noch ein großer Bedarf besteht, Zusammenhänge in diesem Bereich besser verstehen zu lernen, ist auch jetzt schon völlig klar, dass Nebenwirkungen, wie sie von Frauen im Rahmen der Brustkrebstherapie geschildert werden, bei weitem nicht die einzigen Gründe für das Absetzen bzw. die Unterbrechung der Medikation darstellen. Ganz wesentlich ist auch die grundsätzliche Einstellung und Bereitschaft zu einer notwendigen Langzeittherapie. In diesem Zusammenhang zeigt sich, dass ein offenes vertrauensvolles Verhältnis mit dem behandelnden Arzt oder besser noch mit dem gesamten Behandlungsteam sowie vor allem auch ausreichende und wiederholte Information über Erkrankung und Therapie die ausschlaggebenden Faktoren darstellen.“

Prof. Gnant: „Eine wesentliche Rolle spielt ein häufig bestehendes Wissensdefizit der Patientinnen über die lebenswichtige Bedeutung der Therapien. Daher ist es von Seiten des betreuenden Arztes besonders wichtig, die Patientin umfassend über die Wichtigkeit der Therapie zu informieren, Probleme ernst zu nehmen und sie mit der Patientin auch zu besprechen.“

Compliance: Ärzte und Ärztinnen tragen Verantwortung

Dr.in Irene Thiel
Dr.in Irene Thiel

Dr.in Irene Thiel, niedergelassene Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe aus der Steiermark: "Berücksichtigung der Compliance bedeutet für die niedergelassenen ÄrztInnen eine Erweiterung des Aufgabenbereiches und der Verantwortung. Ich sehe darin eine neue ärztliche Leistung die nicht verrechnet werden kann, aber im Rahmen einer qualitätsgeprüften Ordination erfasst wird. Die Qualität in der Therapie, der Patientenaufklärung, der Patientenführung und die Qualität in der Erfassung von Arbeitsabläufen und Therapieergebnissen führt zu den besten Therapieerfolgen.“

Auf der Suche nach Ursachen und Lösungen: PACT und CARIATIDE

Zwei Projekte bzw. Studien wollen dem Problem mit wissenschaftlichen Methoden auf den Grund gehen und erste Lösungsansätze auf ihre Wirksamkeit hin überprüfen. Im Rahmen des Patient’s Anastrozol Compliance to Therapy Programms (PACT), welches 2006 in Deutschland startete, sollen Daten zur Compliance in der adjuvanten Aromatasehemmer-Therapie erhoben werden. Für die Studie wurden rund 4.700 postmenopausale Frauen mit hormonsensiblem Mammakarzinom rekrutiert und adjuvant behandelt. Ziel ist die Untersuchung von Ausmaß und Gründen der mangelnden Therapietreue an 100 Prüfzentren in Deutschland.

Mit „CARIATIDE“4 wurde nun ein weltweit einzigartiges Projekt ins Leben gerufen, das dazu beitragen soll, die Compliance von Brustkrebspatientinnen zu verbessern. Das 2008 in 18 Ländern gestartete Projekt soll die Frage klären, ob Hilfsmittel wie Informationsmaterialien zu einer Verbesserung der Compliance beitragen. Patientinnen, die an CARIATIDE teilnehmen, erhalten unterstützendes Informationsmaterial, in dem die Bedeutung der regelmäßigen und langfristigen Einnahme der verordneten Medikation patientengerecht erklärt wird. Im Rahmen dieser Beobachtungsstudie wurden über 2.600 postmenopausale Frauen mit frühem Brustkrebs rekrutiert. In Österreich nehmen etwa 100 Frauen, die nach dem Wechsel an Brustkrebs erkrankt sind, an CARIATIDE teil.

Prof. Gnant abschließend: „Letztlich geht es darum, Leben zu retten. Und jede mit großem Forschungsaufwand erzielte Verbesserung der Therapiemöglichkeiten verpufft wirkungslos, wenn die Patientinnen die für sie lebenswichtigen Medikamente nicht bzw. nicht lange genug einnehmen.“

1 Partridge AH et al., J Clin Onco/ 2003; 2 / /602-606

2 Partridge AH et al., S Clin Onco/ 2008; 26:556-562

3 McCowan et al., 2008

4 CARIATIDE: “Compliance of ARomatase Inhibitors AssessmenT In Daily practice through Educational approach.” Diese europäische Beobachtungsstudie wird von AstraZeneca unterstützt.

ID: 1550; 09/09
30.09.2009

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Pressetext

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Text_Univ.-Prof._Dr._Barbara__Sperner-Unterweger
Text_Univ.-Prof._Dr._Guenther_Steger
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