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      AMGEN.Press.Academy.
Update: Nierenerkrankungen
Personalisierte Medizin als Therapieoption der Zukunft?
 
       
 
 
 

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Geschätzte 250.000 Menschen leiden EU-weit an einem terminalen Nierenversagen, sind also auf eine Dialyse oder Nieren-Transplantation angewiesen. In Österreich (über-)leben mehr als 4.000 Menschen dank regelmäßiger Dialyse, noch einmal so viele dank einer Nierentransplantation. Rund 800.000 Österreicher leiden bereits an einer leicht eingeschränkten Nierenfunktion. Das Heimtückische an dieser Erkrankung ist, dass die Abnahme der Nierenfunktion schleichend und zunächst unbemerkt erfolgt. Treten Symptome auf, ist das Organ oft schon irreversibel geschädigt. Da sich eine chronische Niereninsuffizienz zumeist aufgrund eines bestehenden Diabetes oder Bluthochdrucks entwickelt, nimmt die Häufigkeit der Nierenschwäche mit zunehmendem Alter zu. Im Rahmen der „Amgen Press Academy“ warnten Experten, dass daher allein aufgrund der demografischen Entwicklung in den nächsten Jahren ein dramatischer Anstieg der Nierenerkrankungen mit all ihren Folgen zu erwarten sei.

Heimlich, still und leise

Univ.-Prof. Dr. Alexander Rosenkranz
Univ.-Prof. Dr. Alexander Rosenkranz

Die Erkrankung chronische Nierenschwäche oder Niereninsuffizienz sei ein in der Allgemeinheit nicht verankerter Begriff, obwohl 10-13% der erwachsenen Bevölkerung davon betroffen seien, so Univ.-Prof. Dr. Alexander Rosenkranz im Rahmen der Amgen.Press.Academy. „Selbst in Krankenhäusern wird die Diagnose häufig übersehen. Dies ist ein Phänomen, das nicht nur in Österreich, sondern weltweit zu finden ist“, so der Leiter der klinischen Abteilung für Nephrologie LKH-Universitätsklinikum Graz weiter.

Ursache für die Entwicklung einer Niereninsuffizienz sind zumeist zwei Grunderkrankungen: Ein seit Jahren bestehender Bluthochdruck und/oder Diabetes. Das Fatale ist der schleichende und über lange Zeit hinweg symptomlose Verlauf der Nierenschwäche. Zunehmend mehr Nierengewebe verliert die Fähigkeit Primärharn zu produzieren. Lange Zeit gleicht das noch intakte Gewebe den Leistungsausfall aus. Symptome treten erst dann auf, wenn bereits mehr als die Hälfte des Nierengewebes geschädigt ist. Doch zu diesem Zeitpunkt ist das Organ bereits irreversibel geschädigt, es hat sich eine chronische Niereninsuffizienz (Funktionsverlust der Niere) ausgebildet. Fallen die Nieren vollständig aus, spricht man von terminalem Nierenversagen. Dieses kann, sofern keine adäquaten Behandlungsmaßnahmen eingeleitet werden, tödlich enden.

Auch leichte Nierenschwäche gefährlich

Doch bereits eine leichte Niereninsuffizienz sei nicht harmlos, warnte Rosenkranz, vor allem da es schon bei einem Abfall der Nierenfunktion unter 60% zu einer Risikoerhöhung für kardiovaskuläre Erkrankungen komme. Auch die kardiovaskuläre Mortalität steige dramatisch an. Aufgrund des ohnedies meist schon jahrzehntelang bestehenden Diabetes oder Bluthochdrucks, geraten die Betroffenen nun in einen echten Teufelskreis von Risikofaktoren. Daher sterben Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion auch deutlich häufiger an kardialen Ursachen oder einem Schlaganfall als Nierengesunde – in vielen Fällen lange bevor ihre Nierenerkrankung offensichtlich wird.  

Screening für Risikogruppen wünschenswert

Experten sowie die European Kidney Health Alliance fordern daher ein gezieltes Screening-Programm. „Einerseits wird eine beginnende Nierenfunktionseinschränkung in unserem Gesundheitssystem oft übersehen. Andererseits ist es aufgrund organisatorischer Vorgaben im System weder möglich noch sinnvoll, alle Österreicher von Nephrologen untersuchen zu lassen. Daher scheint die effizienteste Maßnahme ein Screening der Risikopopulationen Hypertoniker und Diabetiker durch Allgemeinmediziner oder Internisten auf Nierenfunktionseinschränkung und Proteinurie zu sein“, so Rosenkranz.

Therapeutische Optionen

Kommt es zum terminalen Nierenversagen, stehen den Patienten drei Therapieoptionen zur Auswahl: Die Hämodialyse (= Blutwäsche), bei der der Patient dreimal wöchentlich mehrere Stunden auf einer Dialysestation verbringen muss. Das Blut wird außerhalb des Körpers durch spezielle Filter gereinigt und dann in den Körper rückgeführt. Bei der Bauchfell- oder Peritonealdialyse wiederum wird das eigene, gut durchblutete Bauchfell als Filtermembran verwendet wird. Sie kann auch zu Hause durchgeführt werden, allerdings besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko und um die notwendigen Schritte und Vorsichtsmaßnahmen zu erlernen, müssen die Patienten ausreichend geschult sein. Und drittens die Nierentransplantation, die, so Rosenkranz, die natürlichste Form der Ersatztherapie wäre. Allerdings können nur 20% der Patienten, die dialysiert werden, – aufgrund ihrer Begleiterkrankungen – überhaut transplantiert werden.

Ausführliche Beratung und einheitliches Disease Management gefordert

Rosenkranz: „Nicht alle Verfahren sind für alle Patienten geeignet! Eine optimale Versorgung der Patienten setzt eine entsprechende Aufklärung über die Therapieoptionen voraus. Diese ist aber sehr zeitintensiv und in unserem Gesundheitssystem nicht abgebildet. Wir würden hier eine zentrale Anlaufstelle im Sinne der im Österreichischen Strukturplan Gesundheit abgebildeten Referenzzentren vorschlagen, die aber auch über entsprechende Ressourcen verfügen. Dies ermöglicht, eine für die Patienten optimale und kosteneffiziente Therapie flächendeckend in Österreich anzubieten.“

Egon Saurer, Obmann des Vereins Nephro Tirol, der selbst dank einer Spenderniere lebt, betonte die Wichtigkeit einer umfangreichen Aufklärung und des Gespräches mit dem Arzt, aber auch der Aktivitäten von Patientenvereinigungen: „Das Gespräch mit dem Facharzt ist natürlich wichtig, aber ebenfalls sehr wichtig ist die Bewusstseinsbildung der Patienten. Hier können Patientenvereine sehr viel abfangen.“ Sauer nannte Zahlen zur Versorgungslage und merkte an, dass es in Österreich viel zu wenig niedergelassene Nephrologen gäbe, die Patienten daher in den Fachambulanzen betreut werden müssten. Patientenverbände setzten sich für mehr Spitalsbetten für Nierenpatienten ein, unterstützen bei sozialen und emotionalen Angelegenheiten. Daher seien die in allen Bundesländern verankerten Patientenvereine, die wiederum in der ARGE Niere Österreich zusammengefasst sind, ein unverzichtbarer Bestandteil der Versorgung.

Einzug der personalisierten Medizin in die Nephrologie

Univ.-Prof. Dr. Gert Mayer
Univ.-Prof. Dr. Gert Mayer

Auch wenn chronische Nierenerkrankungen auf den ersten Blick sehr homogen zu sein scheinen, gibt es sehr unterschiedliche Krankheitsverläufe und auch die Zunahme der Nierenfunktionseinschränkung über die Zeit ist individuell sehr unterschiedlich. Diese hohe Variabilität erkläre sich wahrscheinlich aus einer sehr unterschiedlichen Pathogenese, zusätzlich werde der Verlauf auch durch sehr individuelle patientenbezogene Faktoren wie Geschlecht, genetische Veranlagung, Begleiterkrankungen etc. massiv modifiziert, so Univ.-Prof. Dr. Gert Mayer: „In den letzten Jahren wurden in mehreren großen Studien Therapien mit dem Ziel getestet, das Fortschreiten des Verlustes an Nierenfunktion hintan zu halten; leider sehr häufig ohne positives Ergebnis. Dies mag daran liegen, dass es bislang nur unzureichende Möglichkeiten gibt, die Patienten genau zu charakterisieren – und zwar in Bezug auf die ‚Art‘ der Nierenerkrankung, aber auch die Schwere der Begleiterkrankungen.“ Eine Konsequenz aus diesem Problem sei u. a., dass durch den „one size fits all“-Ansatz in der Therapie Medikamente, weil sie in der breiten Population getestet nicht erfolgreich waren, nicht weiter entwickelt werden, obwohl sie, beim richtigen Patienten angewendet, wahrscheinlich sehr potent sein würden, so der Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin IV der MedUni Innsbruck weiter.

SYSKID – multinationales EU-Projekt unter österreichischer Federführung

Im Jahr 2010 hat die Europäische Union beschlossen, das Projekt SYSKID („systems biology towards novel chronic kidney disease diagnosis and treatment“) zu fördern. Mayer steht dem wissenschaftlichen Leitungsgremium des Projektes vor, in dem 26 Partner zusammenarbeiten, um mittels molekularbiologischer Methoden, Systembiologie und Bioinformatik Biomarker zu identifizieren, um in Folge den Weg für eine „personalisierte Medizin“ auch auf dem Gebiet der chronischen Nierenerkrankungen zu ebnen.

Mayer: „Erste vielversprechende Ergebnisse aus diesen Anstrengungen werden bereits in klinischen Studien getestet. Es ist zu hoffen, dass sich damit auf dem Gebiet der Nephrologie Möglichkeiten der personalisierten oder zumindest stratifizierten, i. e. auf Patientengruppen ausgerichteten Medizin, ergeben, die es erlauben, die individuelle Prognose der Patienten besser einzuschätzen und individuelle Therapiemaßnahme zu setzen.“

Zahlen und Fakten - Hintergrundinformationen

Geschätzte 250.000 Menschen in der EU leiden an einem terminalen Nierenversagen, sind also auf eine Dialyse oder Transplantation angewiesen. In Österreich leben mehr als 4.000 Menschen dank regelmäßiger Dialyse, noch einmal so viel dank einer Nierentransplantation. In Europa haben rund 10% der Bevölkerung eine zumindest leicht eingeschränkte Nierenfunktion. In Österreich sind dies etwa 800.000 Menschen.

Da eine chronische Niereninsuffizienz sich zumeist aufgrund eines Jahrzehnte bestehenden Diabetes oder einer Hypertonie entwickelt, nimmt die Häufigkeit der Niereninsuffizienz mit zunehmendem Alter zu.

Nur 20% jener Patienten, die Dialyse als Therapie erhalten, können auch als Empfänger für ein Nierentransplantat gelistet werden. Der Grund dafür: Die anderen sind zumeist in einem so schlechten Allgemeinzustand aufgrund der Jahrzehnte langen Gefäßschädigung durch Bluthochdruck und/oder Diabetes, dass sie so eine große Operation und ihre Folgen nicht überstehen würden.

Die Zahl der Dialysepatienten ist seit 2007 (trotz zunehmender Adipositas) rückläufig, es kommen weniger Diabetiker an die Dialyse – das ist möglicherweise auf die verbesserte Therapie zurückzuführen. Allerdings kann es auch mit den geburtenschwachen Jahrgängen, die jetzt in das „Dialysealter“ kommen, zusammenhängen. Aufgrund des deutlichen Rückgangs von Verkehrsopfern ist auch die Zahl der Transplantationen gesunken.

Allein aufgrund der demografischen Entwicklung – Niereninsuffizienz nimmt mit dem Alter zu – ist ein dramatischer Anstieg der Nierenerkrankungen mit all ihren Folgen in Zukunft zu erwarten.

Über die Amgen Press Academy

Die Amgen GmbH organisiert seit Jahren erfolgreich JournalistInnenseminare unter dem Titel „Amgen Press Academy”. Ziel dieser rund dreistündigen Workshops ist es, engagierten KollegInnen der wissenschaftlichen Fach- und Publikumspresse tiefergehende Kenntnisse über aktuelle Entwicklungen in den Bereichen Biotechnologie, Biochemie, Molekularbiologie etc. zu vermitteln.

Im Rahmen der 7. Amgen Press Academy wurde über das Thema Niere und Nierenerkrankungen informiert.

Texte und Fotos zur Veranstaltung zum Download:

Pressetext - Nierenerkrankungen - personalisierte Medizin als Therapieoption der Zukunft

Abstract Univ.-Prof. Dr. Gert Mayer
Abstract Univ. -Prof. Dr. Alexander Rosenkranz
Abstract Egon Saurer

Curricula Vitae

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Fotos Amgen.Press.Academy, 05.03.2013

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(Fotos: Andreas Komenda, Wien)

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Kontakt für Journalisten-Rückfragen

Barbara Urban und Mag. Harald Schenk,
Urban & Schenk medical media consulting

Telefonisch:
0664/41 69 4 59 (Urban)
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